Weihnachten
Von Adventskaffee bis zu den Zimtsternen: Die Weihnachtszeit ist eine eigene kulinarische Saison. Im Vergleich zum gefeierten Ereignis der Geburt des Christkindes ist der Brauch des Schenkens weit jüngeren Datums und markiert eine moderne Idee.
Martin Luther führte 1535 die Geschenke zu Weihnachten ein. Er wollte das Interesse der Kinder auf das Christkind lenken und damit weg von der bis dahin vorherrschenden Heiligenverehrung. Üblicherweise gab es bis dahin die Geschenke für die Kinder am Tag des heiligen Nikolaus.
Dass sich diese Idee als Brauch durchsetzen konnte, liegt sicherlich an einem kulinarischen Umstand: dem Christstollen. Der bis ins 14. Jahrhundert aus nicht mehr als Mehl, Wasser und Hefe angesetzte Stollen, gewinnt als Christstollen größte weihnachtliche Popularität. Besonderen Ruf genießen die Christstollen aus Dresden, wo der ehemalige Fastenteig sich zu einem üppig gearbeiteten Kuchen weiterentwickelt.
Im Christstollen gewinnt die protestantische Idee des Schenkrituals zu Weihnachten ihre symbolische Form und kann ihren Siegeszug auch in katholisch geprägten Gegenden antreten. Zu der symbolischen Aufladung tragen ganz handfest die Zutaten bei, die aus einem mageren Teig für die Fastenzeit einen opulenten Kuchen mit Marzipan und Rosinen für das Heilige Fest machen.
Noch wichtiger: Form, Gewicht und der weiße Zuckerüberzug des Stollens sollen an ein neugeborenes Kind in einem Laken erinnern. Also kein Wunder, dass die Weihnacht auch bei konfessionslosen Menschen eine Heilige Nacht sein kann. Mit der symbolischen Einverleibung des Christkindes, findet an jeder Tafel eine Handlung statt, die einen christlichen Mehrwert in sich hat – ganz weltlich gesehen.