Trüffelliebe mit Mord
Es ist schon eine Last. Da hat man alles was man haben möchte, dann ist da aber dieser eine Trüffel, den das Wurzelwerk nicht frei geben will. Und dann erkennt Peter Siedenburg, anhand des leuchtenden Rings, die Hand des Toten, der ihn festhält. Es ist der schönsten aller trüffligen Einstiege in einen Kriminalfall und fortan wird es immer besser.
Wir erfahren von der Geschichte des ersten Trüffelfundes an der Ahr durch Jean-Marie Dumaine im Jahr 2002, lernen die Geschichte des Ahrtrüffel Vereins kennen, der im Jahr 2006 in Bad Bodendorf eine Trüffelplantage errichtet. Historisch sind die Fakten einwandfrei, in die Zukunft gerichtet lässt sich das kongeniale Autorendua Marion Demme-Zech und Frank Krajewski alle fachlichen Freiheiten, schließlich lesen wir einen Kriminalroman. Die Zukunft, das ist das Jahr 2034 – Sinzig ist die Trüffelhauptstadt geworden, man lebt von und mit den Trüffeln. Aber Peter Siedenburg, der Unternehmer, der seinen Reichtum den unterirdisch wachsenden Knollen verdankt, braucht Hilfe. Denn er kennt den Toten, der da seit langer Zeit liegt und ihm nun die Frucht seiner Arbeit vorenthalten will. Zum Glück begegnet er Greta Schönherr, der jungen Journalistin und schon beschließen sie einen Pakt – der, wenn es nicht um den Genuss von Trüffeln gehen würde, als faustisch zu beschreiben sei. Aber noch ist es nicht so weit, eine Liebe bahnt sich an, eine andere erkennen wir in ihrem Verfallsstadium. Dazwischen steckt natürlich jede Menge Polizeiarbeit – die aber im Unterschied zu anderen Krimis hier bewusst auf das Maß reduziert wird, welches man öffentlich bereit ist zu finanzieren: Ein Minimum. Aber es spielt auch keine Rolle, dass die Polizistinnen den Unternehmer des Mordes verdächtigen, denn entscheidend ist hier, dass die Knolle ins Rollen kommt. Und auf einmal befinden wir uns in einem Universum von Trüffeln, Tod und teuflischen Unterstellungen. Und nach einigen Seiten Lektüre finden wir heraus, dass Peter Siedenburg natürlich ein Unternehmer mit Ecken und grantigen Kanten, aber auch ein Gourmet – und also kein abgrundtiefer Charakter – ist. Sein Pech: Greta Schönherr teilt seine Trüffelliebe nicht und trotzdem kommen sich beide notgedrungen näher – denn Siedenburg braucht die Hilfe der Journalistin, um seine Unschuld zu beweisen und Greta Schönherr braucht endlich einen Scoop, eine Story, um sich beruflich durchsetzen zu können. Zu dumm nur, dass der alternde Unternehmer ein notorischer Lügner zu sein scheint, als dann aber ein tot geglaubter Freund auftaucht, ist die Wirklichkeit nicht mehr so klar von der Lüge zu trennen, wie man das mit juvenilem Idealismus gerne haben würde.
Der Krimi besticht durch Kenntnis – man lernt eine Menge über Trüffeln und die Geschichte des Ahrtrüffel-Vereins – Tempo und Ideenreichtum. Man möchte sofort einen Folgeband lesen. Aber dafür brauchen wir sicherlich einen Toten, wir sollten mal auf der Trüffiere suchen. Im schlimmsten Fall finden wir dort keine Leiche, sondern einfach Trüffel. Aber bei dem Ideenreichtum des Autorenduos kann man auch daraus mehr machen, als einen einfach guten Krimi. Ahrtrüffel ist es, ein historisch fundierter Science-Fiction Krimi. Große Klasse. Danke für dieses nicht nur unterhaltsame, sondern auch informative Stück Literatur.
Tartuffel empfiehlt:
Marion Demme-Zech, Frank Krajewski: Ahrtrüffel. Kriminalroman. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2020, 250 S., 12,00€