Trüffel: Fake&Facts
Christian Volbracht gehört zu ihnen. Er behält den Durchblick im Mythennebel um die Objekte der Begierde. Ja, ich habe auch die Ausgabe seines Werkes „Trüffeln-Mythos und Wirklichkeit“ und bezog einen gehörigen Teil meines Wissens daraus, besonders was die geschichtliche Einordnung des Trüffelkults betrifft. Die Neuauflage, mit abgewandelten Titel, enthält viele Kapitel, die entweder neu oder durchgehend überarbeitet wurden. Was mich stört ist das etwas blasse Schriftbild, aber vielleicht empfinde ich das nur aufgrund der Halogenlampe am Schreibtisch. Auch der Faksimile Nachdruck des ersten deutschsprachlichen Buches über Trüffeln: „Anleitung zur Trüffeljagd oder Trüffelsuche“ gehört zu meinen Preziosen meiner Bücherregale. Mit Widmung von Christian “ Für Tuber-Frank mit Gruß und Dank“ Es wurden 100 Exemplare davon gedruckt, anlässlich einer Ausstellung von Trüffelbüchern im Heimatmuseum Schloss Sinzig. Ich besitze die Nr. 40.
Aber zu diesem Buch, das Menschen lesen müssen, sofern sie sich mit Trüffeln beschäftigen, sei es in historischem, gastronomischen, wissenschaftlichen, oder wirtschaftlichem Kontext. Der wirtschaftliche Aspekt bezieht sich auf die Anbauversuche von, mit Sporen inokulierten, Trüffelbäumen, die in Plantagen gepflanzt wurden und werden. Der Verein Ahrtrüffel mit seinem Präsidenten und Kochgenie Jean-Marie Dumaine leistete hier Pionierarbeit und der Erfolg blieb nicht aus. Nicht wenige Epigonen, die schon vorhandene Vorbilder verwenden oder im Stil nachahmen, ohne selbst mit tiefem Wissen gesegnet zu sein, versprachen anbauwilligen Landbesitzern das Blaue vom Himmel oder das Grauschwarze unter der Erde. Die Erfolge blieben bisher überschaubar, der Wille zu investieren, ist aber ungebrochen.
Davon abgesehen glänzt das Buch von Volbracht mit einer sehr übersichtlichen Gliederung und noch mehr mit historischen Abbildungen, die die Kapitel abwechslungsreich begleiten. Was mich nicht verwundert, verfügt er doch über eine Sammlung an Literatur über Trüffeln und anderer Pilze, die weltweit einmalig ist. Wie ich gehört habe hat er seine Hauptwerke inzwischen der universitären Wissenschaft zugänglich gemacht.
Der Preis von 35 Euro für dieses Buch ist sehr angemessen, ein Schnäppchen für alle, die ihr gepflegtes Halbwissen in fundierte Kenntnis wandeln möchten, oder besser müssen, wenn sie sich nicht blamieren wollen. So beschreibt er einen kauzigen Typ, der die Franzosen als „die Trüffelnieten weltweit“ bezeichnet und selbstentwickelte Diplome vergibt, die den Eindruck erwecken, als seien sie von wissenschaftlichen Institutionen vergeben worden und die Erwerber als diplomierte Trüffelberater oder Trüffelsachverständige „ausweisen.“ Menschen, die sich mit Trüffeln beschäftigen, wissen wer gemeint ist.
Also los, zu Weihnachten oder Corona bedingt her mit diesem klasse Buch, ein Geschenkjuwel. Vielleicht wird ja eine eventuelle Neuausgabe mit Bildern der Mikroskopartistin Karin-Luer-Kirsch geschmückt, die einmalige Aufnahmen von Mykorrhizen geschaffen hat und diese hoffentlich in einem eigenen Werk herausbringt.
Der Bilanz von C. Volbracht schließe ich mich an: „Der Myhtos bleibt“
Tartuffel empfiehlt:
Christian Volbracht: Die Trüffel- Fake & Facts, Verlag TRE TORRI, Wiesbaden 2020, 184 Seiten, 35,00€