Tartuffelfragebogen: Kolja Kleeberg
Privat kochen heißt für mich entspannen
Ihr Name:
Gerhard Nikolaus Kolja Kleeberg
Dazu sollte ich vielleicht etwas sagen, denn obwohl ich seit meiner Kindheit Kolja genannt werde und ich eigentlich auch Kolja Kleeberg bin, stand genau der Name lange nicht in meinem Pass. Mein Geburtsname war für mich derart fremd, dass ich es nicht glauben konnte auf dem Papier ein anderer als Kolja zu sein, schließlich durfte ich auch keine Verträge mit dem Namen Kolja unterschreiben. Vor knapp zwei Jahren habe ich mir aber Kolja als Künstlernamen in meinen Pass eintragen lassen und jetzt darf ich endlich rechtskräftig mit Kolja Kleeberg unterschreiben.
Ihr Alter:
49
Ihr Beruf:
Koch
Kochen Sie oft, selten oder nie?
Oft, weil ich im Restaurant gar nicht so kochen kann, wie man es gerne tut, einfach um zu entspannen. Dort koordiniere ich, zu Hause kann ich entspannen. Richtig kochen kann ich so gesehen zu Hause.
Was darf bei Ihnen nicht im Kühlschrank fehlen?
Sardellen.
Ihr Getränk in der Küche?
Bier, Champagner, Weißwein, Rotwein. Je nach Witterung oder den Zutaten im Topf.
Was sind ihre kulinarischen Kindheitserinnerungen?
Nudelauflauf und Wurstbrot. Wir nannten die Wurst, die damals aufs Brot kam Bundeswehrwurst: Es war eine Salami, die mein Vater als Bundeswehrangehöriger bei der Bundeswehr erwerben konnte. Diese Wurst trocknete dann an einem Haken in der Küche.
Zum Essen Gehen habe ich durch meine Mutter kennen gelernt. Als berufstätige und alleinerziehende Mutter ging sie gerne ins Restaurant mit mir aus. Die Begeisterung zu kochen habe ich von meinem Vater geerbt. Er ist ein begeisterter Hobbykoch und ein grandioser Gastgeber. Allerdings ganz anders als ich, denn bei ihm muss alles vorbereitet sein. Ihm war es vor allem wichtig, gemütlich mit seinen Gästen zusammen zu sitzen, also kam auch der zweite Gang direkt mit auf den Tisch.
Wie sieht ein Abend mit Gästen bei Ihnen aus?
Alles ist halb fertig. Alle Gäste treffen sich zunächst in der Küche. Dort wird dann gemeinsam gekocht. Meist bleibt man dann auch zum Essen in der Küche. Und das ist wunderschön und gemütlich. Privat kochen heißt für mich entspannen.
Welchen Aperitif reichen Sie gerne?
Es gibt meistens Champagner. Gerne mag ich auch einen Punt e Mes, einen Bitter aus dem Piemont, dessen Name angeblich von einem zerstreuten Börsianer stammte, der in Antonio Carpanos Bar in Turin als Aperitif einen „un punt e Mes“ bestellte. Was auf Piemontesisch „Eineinhalb Punkte“ bedeutet: Die Kreation, die er darauf hin bekam hat diesen Namen behalten. Der Aperitif wird dann mit Zitrone und Eis serviert. Leider bekommt man dieses Getränk selbst beim Italiener um die Ecke eher selten, aber das kann sich ja noch ändern.
Einfach gekonnt, wie sieht ihr Menü für Gäste aus?
Eigentlich ist ein sommerlicher Grillnachmittag, doch das perfekte Essen mit Gästen. Da kann man während des „Kochens“ alles essen, was man möchte. Kochen und Essen sollte eigentlich immer zusammen stattfinden. Auch im Winter, dann isst man schon mal Kleinigkeiten in der Küche, während das Schmorfleisch im Topf gart. Anschließend setzt man sich gesättigt zusammen und quatscht. So ein völlig vorbereitetes Menü, wo alles fertig ist, würde es bei mir privat nie geben.
Welche Getränke bevorzugen Sie?
Champagner, Weißwein, Rotwein.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Gastgeber am meisten?
Großzügigkeit.
Was bedeutet Essen mit Freunden für Sie?
Dass man auch mit vollem Mund reden darf.
Gast oder Gastgeber: In welcher Rolle fühlen Sie sich wohler?
Ganz klar in der des Gastgebers. Ich mutiere als Gast schnell zum Gastgeber, da ich mitkochen und mich beteiligen möchte. Manchmal ist es aber auch schön zu sitzen und bedient zu werden, aber das mach ich dann nicht bei Freunden, sondern im Restaurant, weshalb ich auch gerne ins Restaurant gehe.
Was bedeutet Gastfreundschaft für Sie?
Vielleicht eine kleine Geschichte: Ab und zu haben wir ein Hoffest im Restaurant und die Band spielt. Ich spiele dann auch mit, aber die Band muss am nächsten Tag wieder fahren. Manchmal aber kommen sie unangemeldet auf eine Stippvisite vorbei und wollen sehen, wie es mir geht. Wenn ich dann irgendetwas, sagen wir eine Mischung aus Tee, Champagner, Schwarzbrot und Räucheraal da habe, dann wird aus der Stippvisite doch ein zweistündiges Frühstück.
Was ich damit sagen will: Gastfreundschaft heißt Spontanität und Gastfreundschaft heißt für mich, einfach das zu teilen, was man da hat und nicht extra besonders viel einkaufen zu müssen. Wichtig ist es doch – wie es das Wort Gastfreundschaft schon sagt - als Freund für seine Gäste da zu sein und also Zeit mit ihnen zu verbringen.
Zeit für das Kochen – Zeit für das Gespräch. Wem gilt Ihre Aufmerksamkeit?
Beides lässt sich doch großartig verbinden. Gesprächspausen füllen sich wunderbar durch das umrühren im Topf, dabei kann man nachdenken und den Worten Zeit geben. Ein Gulasch eignet sich hervorragend dazu. Man bereitete es zusammen zu und hat dabei viel Zeit zu reden, zu rühren und zu denken.
Einfach gekonnt: Gibt es auch schon mal einen Topf Pasta & Pesto für Gäste?
Ja, bei mit gibt es eher die einfachen Sachen als das komplizierte Menü. Obwohl es bei mit zu Hause noch nie Pasta mit Pesto gegeben hat sondern eher Pasta mit Specktomatensauce oder Tagliatelle alla Carbonara.
Die Gäste sind gegangen. Was tun Sie?
Austrinken. Musik ausmachen. Alleine sein. Wohlig ausatmen.
Das Gespräch mit Kolja Kleeberg führten wir in dem sehr empfehlenswerten E50 Gourmetloft in Frechen. Hier kann man nicht nur aufregend gut spanisch essen, sondern sich auch mit hervorragenden spanischen Produkten eindecken.
Homepage des Restaurants VAU