Sandwich
Finger Food, Fast Food, Street Food – die Idee von der kleinen, gut gemachten Mahlzeit für zwischendurch ist aktueller denn je. Anlass genug, auf „Tartuffel“ endlich den adligen Urahn dieser Speisen vorzustellen. Ein Toast auf den Toast.
Ursprünglich – darauf gilt es an dieser Stelle hinzuweisen – kommt das Sandwich von der Insel. Genauer gesagt haben es die Engländer erfunden. Franzosen mögen sich an dieser Stelle ebenso grämen wie ihre italienischen Nachbarn, wollen sie doch in allen Belangen der Kulinarik stets ihren Kopf oder ihr Brot auf die Hand vorneweg sehen. Doch sei ihnen versichert, dass weder das belegte Tramezzini noch das Croque Monsieur die ersten Sandwiches waren, sie sind, wenn auch eigenständige, Nachbildungen dessen, was sich John Mantagu, passender Weise der 4. Earl of Sandwich, 1762 während eines nicht enden wollenden Cribbage Spiels in den Mund stopfte.
Das Cribbage ist sehr wahrscheinlich das einzige Kartenspiel, welches seinen Ursprung auf der Insel hat und so verwundert es auch nicht, dass der Earl Angst davor hatte, Karten oder übriges Spielgerät – neben den 52 Karten das Cribbage-Brett sowie für jeden Spieler zwei Markierungsstifte – mit fettigen Fingern zu verunreinigen. So ließ sich der findige Diplomat von einer Hausangestellten sein Essen einfach zwischen zwei Scheiben Toast legen, um sie darauf akkurat und besteckfrei zu verspeisen. Während die nächsten Karten ausgegeben wurden, verlangten seine Mitspieler genau so ein Brot, wie Sandwich es sich bestellt hatte. Das Sandwich war geboren und trat – bedauerlicher Weise im Unterschied zum wunderbaren Cribbage – seinen Siegeszug um die Welt an.
Für seinen Erfinder war das Sandwich ein großes Glück, er wäre sonst der Nachwelt nicht als Erfinder, sondern als unfähigster und korruptester Lord der Admiralität im Gedächtnis geblieben. Vielleicht war seine Unpopularität auch der Grund, weshalb die von James Cook entdeckten Sandwich Inseln später umbenannt wurden und uns heute unter dem Namen Hawaii als Inbegriff des süßen Südseelebens im Kopf herumspuken. Lediglich die in den unwirtlichen Gewässern südlich von Südamerika liegenden Südsandwich-Inseln tragen noch heute den Namen des Earls.
Das ursprüngliche Sandwich
Das ursprüngliche Sandwich bestand – zumindest der Legende nach – nur aus Rindfleisch, welches zwischen zwei geröstete Weißbrotscheiben gesteckt wurde. Es spricht einiges dafür, dass der Earl diesem Gericht nicht nur während des leidenschaftlich geführten Kartenspiels zusprach, sondern auch sonst, da er des Öfteren unter Geldmangel litt. Unabhängig davon erfreute sich das Gericht seines Namens schon bald zu allen adeligen Gesellschaften größter Beliebtheit und avancierte so zum ersten adeligen Fingerfood der Neuzeit.
Leider verkam die Idee der gerösteten Brotscheiben dazu, ungetoastetes Toastbrot ohne Rinde zur Verwendung von Sandwiches zu bevorzugen. Unabhängig davon avancierten Sandwiches schnell zu einer sinnvollen Resteverwertung. Braten, oder Huhn vom Vortag, kombiniert mit einigen Scheiben Ei, Gurke oder Tomate, gewürzt mit Senf, Meerrettich, Remoulade oder Mayonnaise ergeben stets eine Zwischenmahlzeit die sich nicht nur am Kartentisch sondern so ziemlich überall verspeisen lässt.
Zum Nachmittags-Tee durfte das Sandwich seit dem 19. Jahrhundert eben so wenig fehlen wie zu einem typisch englischen Picknick. Über das Sandwich kam auch ein mediterraner Gedanke nach England: In der Funktion ähnlich den Tapas begannen Kneipiers ihren Kunden kostenlose Sandwiches als Beigabe zu alkoholischen Getränken anzubieten. Im protestantisch geprägten England allerdings als Reaktion auf die Abstinenzbewegung und daher eher im Hinblick auf Erhöhung des Durstes der Gäste.
Egal wie: das Sandwich und seine Zubereitungsarten sind legendär. Wenn Sie nicht so auf weiches Toastbrot stehen, dann besorgen Sie sich doch einfach ihr Lieblingsbrot und belegen Sie es nach den mittlerweile Legion gewordenen Sandwich-Vorbildern.