Salz
Kaum ein Lebens- und Gewürzmittel weckt mehr Assoziationen und hat mehr Bilder und Redewendungen gestiftet als das Salz. So ist es auch metaphorisch in aller Munde, obgleich es doch ganz gegenständlich um den guten Geschmack geht.
Manchmal erinnert das Meer an dieses Gewürz: Es schmeckt salzig, manchmal auch jodig und frisch. Soll die Pasta schmecken, muss das Nudelwasser schmecken wie das Meer. Einfachster Teig wird durch die schlichte Zugabe von Salz, wenn nicht zu einer Delikatesse, so doch schmackhaft. Aber kann man, wenn man über Salz spricht, vom Pfeffer schweigen? Sind es nicht stets die gesalzenen, oder eben gepfefferten Preise, die wir seit dem Mittelalter sprichwörtlich mit den damals sehr teuren Gewürzen assoziieren? Ja, man kann, denn jenseits der Redensart ist das Salz im Unterschied zum Pfeffer in der Tat für uns nicht nur ein Würzmittel, sondern im realen Sinne und jenseits aller gerade modernen Salzspardebatten lebensnotwendiges Lebensmittel.
Nun ist es aber gerade bei einer lebensnotwendigen Zutat keines Falls gleichgültig, welche Art von Salz man sich zufügt. Und so gibt es wahre Glaubenskriege zwischen den einzelnen Salzfraktionen: Muss es das Salz aus dem Himalaya sein oder das frisch aus dem Meer gewonnene Salz? Sollte es mit Vulkanasche angereichert sein oder doch einfach nur mit ein paar Mineralien und Zusatzstoffen wie Jod? Reicht einfaches Steinsalz, oder sollte dieses nur zum Enteisen von Bürgersteigen Verwendung finden? Salzt man Wasser schon vor dem Erhitzen? Wann gibt man Salz an Lebensmittel? Wann sollte man das Fleur de Sel verwenden? Die Fragen und Meinungen über die richtige Art zu salzen sind so vielseitig wie die Salzpallette.
Umso entscheidender ist auch beim Salz die Frage des Geschmacks. Also ruhig eine Vielzahl unterschiedlicher Salze versammeln und probieren. Denn schon die Anschaffung und die Probe führen den Geschmack von Salz zurück ins Bewusstsein. Versalzene Speisen erkennen wir sofort als ungenießbar, aber Salz für sich genommen, hat einen jeweils spezifischen Eigengeschmack. Für so verschiedene Anforderungen wie Nudelwasser, Eintopf, Steak oder Jakobsmuschel den passenden Salzbegleiter zu finden, ist die Kunst des persönlichen Tests.
Ein Salz, das pur nicht schmeckt, möchte man sehr wahrscheinlich nicht zum Frühstücksei verzehren. Ein mit Vulkanasche oder durch Kräuter angereichertes Salz kann für unterschiedliche Zutaten eine Bereicherung auf dem Teller darstellen. Ob man dabei viel oder wenig Salz zufügt, sollte man dem jeweiligen Koch oder Esser überlassen, denn je nach Klima, Temperatur oder körperlicher Bewegung ist der Salzbedarf und also das individuelle Salzmaß unterschiedlich.
Eines jedoch ist sicher: Die sprichwörtlichen gesalzenen Preise gelten immer für etwas anderes. Gemessen an der Relevanz für unser Leben ist der Preis selbst für manch teure Salze nicht gesalzen.