Kartoffel
Ohne die Kartoffel wäre Tartuffel nur die Hälfte – die Trüffel – wert. Wie die eine der anderen den Namen verliehen hat, so stehen beide zusammen für den Namen unseres gastrosophischen Magazins Pate. Gleichberechtigt.
Schon der Weg, den diese Knolle zu uns zurücklegte, um ihren Siegeszug als Grundnahrungsmittel mit Ernten von mittlerweile 300 Millionen Tonnen im Jahr anzutreten, ist selbst eine Geschichte. Dies umso mehr, da wichtige Stationen auf ihrer Reise von Südamerika nach Europa nicht klar auszumachen sind. Fest steht, dass die Kartoffel auf ihrem Weg nach Europa zunächst auf den kanarischen Inseln angebaut wurde. In Begleitung von Zitronen und Orangen machte sie sich sorgsam bewahrt in einem hölzernen Fass von Gran Canaria auf den Weg nach Antwerpen. Hier betrat sie 1567 erstmals das europäische Festland. Zunächst schätzten die Europäer die Kartoffel auf Grund ihres Laubes und ihrer schönen Blüten und stellten sie als seltene Pflanze in botanischen Gärten aus. Erst gegen Mitte des 17. Jahrhunderts begann der systematische Anbau der Kartoffel als Nutzpflanze in Oberfranken und Österreich.
England kultivierte die Kartoffel ab Ende des 17. Jahrhunderts. In Preußen wurde die Kartoffel ab 1738 angebaut und erst kurz vor Ende des Ancien Régime im Jahr 1783 erreichte sie in Frankreich den Status systematischen Anbaus. Kein Wunder also, dass in diesem Land, dessen Bevölkerung am längsten in Europa auf die Kartoffel warten musste, eine Revolution nicht mehr abzuwenden war.
Neben Vitamin C, B1 und B2 liefert die Knolle rund ein Prozent ihres Gewichts an Mineralstoffen und Spurenelementen. Dazu steckt in der Kartoffel ein biologisch gesehen hochwertiges Eiweiß, da der Mensch es sehr gut verwerten kann. Im Unterschied zu ihren Namensgebern den Trüffeln, muss man die Kartoffel nicht suchen, man kann sie anbauen. Sie ist der kultivierte Part dieses wertvollen tartuffelschen Knollenduos.
Autor: Nikolai Wojtko
Datum: 20. Mai 2011