Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Meerrettich zum Verkauf (Anna Reg) | Quelle Von Anna reg - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org/w/index.php

Meerrettich

Meerrettich wieder entdecken

Frische Würze

Vorbeugen von Erkältungen kann eine richtig scharfe Sache sein, meint der Meerrettich. Unabhängig ob man sich den Rettich als "Meer", "Mehr" oder "Mähre" vorstellt. Denn alles Rätseln über die Namensfindung für die Wurzeln lenkt von dem ab, was der Meerrettich kann und wie er schmeckt.

 

„Hauptsache a Kren.“ Vielleicht gibt es – analog zur Butter-Öl-Grenze in Frankreich, die auch eine Dialektgrenze bezeichnet – in deutschsprachigen Landen eine Meerrettichgrenze. Vorstellbar wäre es, denn so wie im Norden der Meerrettich selten frisch gerieben auf den Tisch kommt, ist er weiter südlich, besonders aber in den Alpenländern nicht von der Speisekarte wegzudenken. Hauptanbaugebiete des Meerrettichs sind dabei Franken und die Steiermark. Allerdings – dies lässt über eine Verschiebung der Meerrettich-Grenze in Richtung Ost-West nachdenken – auch in Hamburg, Hannover und im Spreewald. Vielleicht sind lediglich Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie Hessen Meerrettich freie Regionen.

Dabei hat der lautmalerische Name eine gänzlich andere etymologische Bedeutung. Nach Auffassung des über Pflanzennamen promovierten Botanikers Heinrich Marzell bedeutet der Name nichts weniger als „der über das Meer zu uns gekommene Rettich“, da dieser auch an den Meeresküsten wachse. Die Anlehnung des Wortes an Mähre, altes Pferd, welches eine Entsprechung für das englische horseradish oder das französische radis de cheval bieten könne, wehrt der Sprachenforscher mit dem Vorwurf der gelehrten Volksetymologie ab. Wahrscheinlicher sei, so die Deutung des Dudens, dass das schöne „Meer“ im Namen gar nicht auf die Küste und das Meer zurückzuführen ist, sondern schlicht auf das „Mehr“ in Bezug auf mehr, größer als Rettich. Kren wiederum ist ein Lehnwort aus dem Slawischen und bedeutet schlicht "die Wurzel", was es ja auch ganz gut trifft.

Ursprünglich stammt die Pflanze aus Südosteuropa und tritt von dort aus ihren Siegeszug nach Mitteleuropa an. In Zeiten hoher Pfefferpreise ist der Meerrettich neben dem Senf das einzige scharfe Gewürz, welches vor der Haustür wächst. Dabei enthält Meerrettich neben antibiotischen und ätherischen Ölen sowie zahlreichen Mineralien etwa drei Mal so viel Vitamin C wie Zitronen, gilt also zu Recht als ein vorbeugendes Mittel gegen Erkältungskrankheiten.

Schon 1597 weiß der Brite John Gerard über die Essgewohnheiten der Deutschen zu berichten, dass sie zu Fischsaucen Meerrettich benutzen wie auch zu allen Speisen, die auf der Insel mit Senf genossen werden.

Denkt man an seinen anregenden Geschmack zu Fisch, so könnte man ihn auch als guten Begleiter zu Sashimi oder Sushi denken, zumindest solange kein echter Wasabi – der frische grüne Meerrettich aus Japan – greifbar ist. Besser als das grüne Wasabi-Pulver, in welchem eher Senf- als Wasabi zu finden ist, ist er auf jeden Fall. Aber „Mehr als Wasabi Pulver“ wäre da doch kein passender Name, sondern eher Schmarrn. Bleiben wir also beim Kren oder eben Meerrettich.

Mehr auf Tartuffel

Dass Seemannsgarn aus rein erfundenen Geschichten gewoben wird, ist ein so falsches und langlebiges Klischee, wie das vom Fischbrötchen, welches angeblich nur nach fettiger Sauce schmeckt. Klischee ab zum Gebet: Fischbrötchen unser.

Weiß, braun, schwarz - von süß bis scharf

Granum sinapis .... der Scharfmacher