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Marc Boehringer

Der Fragebogen aller Fragebogen findet sich in einem Roman. Marcel Proust stellt ihn als Gesellschaftsspiel der feinen Salons in seiner "Suche nach der verlorenen Zeit" vor und auf. Er ist insofern Vorbild für den "Tartuffel" Fragebogen, als auch wir darin eine spielerische Art erkennen, dem Charakter eines Menschen auf die Spur zu kommen. Auf die gastrosophische selbstverständlich.

Unser Patron éditorial Dieter Müller eröffnete den Reigen, den wir Ihnen in lockerer Reihenfolge vorstellen.

Bei einem Glas Armagnac genieße ich die schönen Momente des Abends noch einmal

Ihr Name:

Marc Boehringer.

Ihr Geburtsjahr:

1969

Ihr Beruf:

Betriebswirt – meine Berufung: Essigbauer

Kochen Sie oft, selten oder nie?

Ich koche leidenschaftlich gerne. Ich muss ja meine Essige ausprobieren und begebe mich auf diese Passion; eine Herausforderung, die Seinesgleichen sucht!

Was darf bei Ihnen nicht im Kühlschrank fehlen?

Eine schöne Flasche Riesling von Rainer Schnaitmann

Ihr Getränk in der Küche?

Ein Viertele Trollinger mit Lemberger der Lagen Cannstatter Zuckerle; Kappelberg und Rotenberg; aus der unmittelbaren Nachbarschaft

Was sind ihre kulinarischen Kindheitserinnerungen?

Eine sehr feine, regionale Küche meiner Mutter mit einem starken schweizerischen Einschlag bis ins Tessin, da meine Mutter lange in Zürich gelebt hat und bis heute noch eine enge Bindung in die Schweiz pflegt. Ich gehöre, wie viele meines Alters zur Generation „Betty Bossi“. Ich habe eine schwäbisch-alemannische Küche über die Grenzen hinweg genossen und durfte so sehr viel kennen lernen. Eine leise, aber sehr aromatische Küche weitab von Sauerkraut, Blut- & Leberwurst. Schärfe war nie dominant und der Geschmack der Grundprodukte war immer klar zu erkennen. Im Sommer waren wir oft am Luganer See, aber auch in Frankreich.  Dort habe ich die mediterrane Küche kennen gelernt. Meine kulinarischen Kindheitserinnerungen speisen sich aus einer bunten Mischung von Gemüsen, Kräutern, Pasta, Züricher Geschnetzeltes, Spaghetti mit Spinat und Spiegelei, Maultaschen, Kutteln, Linsen mit Spätzle, schwäbischem Kartoffelsalat; aber auch Reisgerichten und allem, was nachhaltig im direkten Umfeld oder in Opas Bauerngarten produziert wurde. Und das prägt meinen Geschmack noch heute. Lieber weniger auf dem Teller, dafür aber voller Geschmack und nachhaltiger Genuss. Ein frisches Baguette, Fleischtomate und ein Stück französischer Käse auf der Hand für mich noch immer ein Hochgenuss.

Wie sieht ein Abend mit Gästen bei Ihnen aus?

Ich koche für meine Gäste leidenschaftlich, habe gerne 10 Personen am Tisch. Am Tag zuvor einkaufen, dann den ganzen Tag Vorbereitung. Diese gemeinsame Zeit genieße ich in vollen Zügen. Und ich genieße die unvoreingenommenen, ehrlichen Gespräche. Kochen für Freunde, gemeinsames Essen, da spürt man das Leben und die Freude.

Welchen Aperitif reichen Sie gerne?

Mittlerweile reiche ich bevorzugt ein Glas Most. So ein Dezi leicht benetzt, gerne auch mit einem Blatt Minze und einem Spritzer Aperol, um nicht nur die Geschmacksknospen zu sensibilisieren. Es ist spannend, denn die meisten Gäste kennen zwar die oft angebotenen Aperitifs, aber ein feiner Most, der bernsteinfarben im Glas glitzert und mit seinen vielschichtigen Aromen den Gaumen anregt, ist immer wieder eine Überraschung. Eine angenehme.

Welche Getränke für Gäste bevorzugen Sie?

Das ist unterschiedlich und hängt vom Wetter, Laune, den Gästen und meiner Intuition ab. Zu besonderen Anlässen gerne ein Fläschchen meines Freundes Stéphane Vignon.

Was ist alles vorbereitet, bevor die ersten Gäste eintreffen?

Alles, was vorzubereiten ist. Ich nutze den gesamten Tag zur Vorbereitung, um meine Gäste entspannt zu empfangen.

Gäste – kommen sie mit in die Küche?

Sie sind herzlich willkommen. Meistens enden die Abende wie immer in der Küche.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Gastgeber am meisten?

Freude an den Gästen.

Was bedeutet Essen mit Freunden für Sie?

Genussmomente.

Gast oder Gastgeber: In welcher Rolle fühlen Sie sich wohler?

In der als leidenschaftlicher Gastgeber.

Was bedeutet Gastfreundschaft für Sie?

Die Vertiefung von Freundschaften. Zeit füreinander zu haben; weit weg von den Sorgen und der Hektik des Alltags – einfach entschleunigen.

Zeit für das Kochen – Zeit für das Gespräch. Wem gilt Ihre Aufmerksamkeit?

Dem Essen bei Einkauf und Zubereitung. Den Gästen in der Küche und am Tisch.

Einfach gekonnt: Gibt es auch schon mal einen Topf Pasta & Pesto für Gäste?

Nein, diese Ehre bleibt allein meinen Helfern bei der Ernte und im Keller vorbehalten; auch die gilt es „bei Laune“ zu halten und zu verwöhnen; denn ohne zuverlässige gute Freunde, keine Qualität an der Basis.

Die Gäste sind gegangen. Was tun Sie?

Wenn die Gäste gegangen sind, trinke entspannt ein Glas französischen Armagnac eines sehr guten Freundes; uns verbindet seit fast 30 Jahren die Liebe der natürlichen Aromen für das Einfache. Dann räume ich in Ruhe auf. Dabei genieße ich die schönen Momente des Abends und sauge die Gespräche noch einmal in mich auf.

 

 

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