Majoran
Er zählt zur Grundausstattung des Gewürzregals in deutschen Küchen. Gerade wenn es in der kalten Jahreszeit deftiger zugeht, ist der Majoran von der Zutatenliste nicht mehr wegzudenken. Das Gute, was er kann, beschreiben auch die umgangsprachlichen Bezeichnungen des Majorans. Das Gute, das er leider nicht bewirkt, verrät uns William Shakespeare.
Majoran würzt nicht nur Wurst und Saumagen, sondern auch Kartoffelsuppen, Hülsen- und Entengerichte. So erklärt sich, dass der Majoran umgangssprachlich auch Wurstkraut, Bratenkräutel oder Kuttelkraut genannt wird. Besonders in einer Königsberger Fleck, einer Kuttelsuppe, die zusammen mit Markknochen gekocht wird, darf der Majoran nicht fehlen. Majoran enthält nämlich ätherische Öle, Gerb- und Bitterstoffe sowie Rosmarin- und Ascorbinsäure und hilft so, deftige Speisen leichter verdaulich zu machen.
Majoran und Liebe
Beheimatet ist der Majoran jedoch nicht, wie man nun annehmen könnte, in den kalten Ländern nördlich der Alpen sondern im Mittelmeerraum. Wahrscheinlich stammt er aus Kleinasien. Spätestens im antiken Griechenland erhält er Kultstatus: Aphrodite, die Göttin der Liebe und Schönheit, sieht im Majoran ein Symbol der Glückseligkeit. Deshalb wird auch Hymenaios, der griechische Gott der Hochzeit, oft mit einem Majorankranz dargestellt. Und so erklärt sich auch, warum im Griechenland frisch verheirateten Paaren Girlanden aus Majoran um den Hals gelegt werden. Auch das lateinische „amaracum“, welches sich von Amor, dem römischen Gott der Liebe ableitet, verweist auf den Zusammenhang von Liebe und frischem Kraut.
Auch hinsichtlich seiner Heilkraft geht dem Majoran die Liebe nicht ganz verloren. Seine die Verdauung stärkende Wirkung sowie die Linderung von Atembeschwerden stehen zwar an erster Stelle der Wirkversprechen, doch wer Shakespeare kennt, weiß, dass Männer mittleren Alters noch ganz andere Kräfte interessieren.
"Lavendel, Minze, Salbei, Majoran, die Ringelblum',
die mit der Sonn' entschläft und weinend mit ihr aufsteht:
Das sind Blumen aus Sommers Mitte,
die man geben muss den Männern mittlern Alters."
Die Wirkung auf die Lendenkraft gehört jedoch ins Reich der Legenden, so dass man die Lust am Majoran nach wie vor am besten in der Küche entdecken kann. Den Majoran sollte man möglichst frisch verwenden, da er getrocknet erheblich an Aroma verliert. In seiner frischen Variante ist er ein hervorragender Teamplayer mit anderen Gewürzen, so schafft er es problemlos, den teilweise harzigen Wacholder zu harmonisieren und mit ihm manches Wildgericht während der Zeit des Marinierens zu zähmen.