Geschmack-Geber
Gewürze
Ja, sie sind verschwunden, die früher aus keiner Küche wegzudenkenden Gewürzregale. Doch die Gewürze selbst spielen mittlerweile eine wesentlich wichtigere Rolle, als zu Zeiten, in denen die Gewürzregale an den Kacheln mit der Prilblume hingen und man meist nur Pfeffer, Salz, Rosenpaprika und Muskatnuss neben der obligatorischen Maggi-Würze verwendete. Später dann erweiterte sich das Sortiment um die Unterscheidung zwischen weißen und schwarzen Pfeffer. Allmählich hielten Pfeffermühlen Einzug in die Küche, denn die Erkenntnis, dass frisch gemahlener Pfeffer aromatischer ist, als bereits vor langer Zeit gemahlener, setzte sich nahezu flächendeckend durch. Wobei der aus Vorpfeffermühlenzeit stammende Mechanismus, Speisen schon zu Beginn des Kochens mit Pfeffer zu versehen und damit die Aromatik der ätherischen Öle des Pfefferkorns gleich wieder verkochen zu lassen, lange Zeit überdauerte und mancher Orts heute noch anzutreffen ist. Doch die Pfeffermühle war lange Zeit fester Bestandteil des Küchenhelferarsenals, das allen Blicken zugänglich war und offen gezeigt wurde.
Dann hielten Chilis und Ingwerknollen Einzug in die Küchen und mit ihnen eine Vielzahl an Currymischungen. Unterschiedliche Salze wurden für die heimische Küche entdeckt und mittlerweile hat man nicht nur Gewürze von geräuchertem Paprika in der Nähe des heimischen Herdes, sondern seine Gewürzmischung auch am besten gleich selber hergestellt. Das alte Gewürzregal – gewöhnt an genormte Dosen eines einzigen Herstellers – kann da nicht mehr mithalten und muss Platz machen, für, eben: die neuen Gewürzvielfalt, die aber hinter den Oberflächen der modernen Küchen verschwindet. Je persönlicher und vielfältiger die heimische Gewürzauswahl sich gestaltet, desto dezenter wird sie gelagert.
Die Frage, ob man nun sein Ei mit Fleur de Sel, rotem, schwarzen oder ganz gewöhnlichem Haushaltssalz zu würzen pflegt, ist mittlerweile keine der Alternativlosigkeit, sondern eine des persönlichen Geschmacks. Und genau darauf kommt es bei der Würzung vor allen Dingen an. Gewürze dienen dazu, das Aroma und den Geschmack der Lebensmittel zu akzentuieren und ihm damit Profil zu verleihen. Ganz nach den persönlichen Vorlieben jenseits der Oberfläche.