Schon für die "gute Stube" unverzichtbar: Mattscheibe vor antiken Zuschauern | Foto: Sebastianus / Quelle PHOTOCASE
Fernseher
Was hat der Fernseher in einer gastrosophischen Zutatensammlung verloren? Nun, man sollte manchen Dingen einfach mal Gerechtigkeit widerfahren lassen. Schließlich war der Fernseher, der etwa zur selben Zeit wie der Kühlschrank Einzug in unsere Wohnungen und Häuser hielt, stets der bad guy.
Das hat weniger mit TV und seinen Möglichkeiten, als mit der nährenden und damit instinktiv wichtigeren Funktion des Kühlschranks zu tun. Immer ist es der Fernseher, der mit seinen Gewaltbildern die Gesellschaft und insbesondere die jeweilige Jugend verwahrlosen lässt. Stets ist es der Konsum seiner Bilder, den man nicht nur im Hinblick auf Kinder, einschränken sollte, um nicht ein Opfer medialer Verblödung zu werden. Der Fernseher sei so manipulativ. Der Kühlschrank nicht?
Niemand zählt die Kleininder, die einer stürmisch aufgerissenen sperrigen Kühlschranktür zum Opfer gefallen sind. Niemand untersucht den Zusammenhang von Fernsehwerbung und den neuen Möglichkeiten der gekühlten Lagerung von Lebensmitteln. Niemand reflektiert, wie der Kühlschrank unser Essverhalten auch korrumpiert hat. Dabei wurde doch gerade dem Fernseher eiligst ein neues Zimmer eingeräumt. Das Fernsehzimmer mit dem Möbel. Denn der Fernseher kam nicht einfach so zu uns nach Hause. Er war eingepackt in Holz, verstand sich, wie heute wieder, ganz modern als elegantes, schmückendes Möbelstück der sogenannten guten Stube. Der Fernseher ist und bleibt ein Bekenntnis.
Zudem ist der Fernseher ein wahrer Alleskönner. Er kann entspannend, unterhaltend, einschläfernd und anregend wirken, ganz nach Programm und Laune des Nutzers. Er versteht es Snooker zu zelebrieren, wie die Gerichte, die in anderen Ländern auf die Tische kommen. Gerade unter den Kochsendungen sind die nachhaltigsten die, welche auf leisen Sohlen und eben ohne Küchentalk von sich Reden machen. Neben „silent cooking“ also alle Formate, die mit ihrer Liebe zum Produkt zu begeistern verstehen.
Dafür lieben wir den Fernseher dann - für sein grundlegendes Verdienst, uns Fernes näher zu bringen.