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essiXtenz

Was bedeutet eigentlich Leben? Gleicht es dem Essen, das uns zeigt, wie mit einem mehr an Zeit auch die einfachsten Dinge des Lebens zum Genuss werden?

Ein frisches Brot mit Butter wird mit Muße zur Delikatesse, während sich keiner selbst am aufwändig bereiteten Menü erfreuen kann, sobald er mit den Gedanken ganz woanders is(s)t.

Man soll sich Zeit nehmen

Hat man Zeit, ist ein Schluck Wasser nicht nur Mittel zum Durstlöschen, sondern ein wunder­bares sinnliches Erlebnis.

Wer einmal aus der Großstadt raus kommt und am Meer die Wellen betrachtet, dem fällt auf die Frage, was das Leben bedeutet, so schnell gar nichts mehr ein. Er lebt einfach. Oder eben doch. Allein die Antworten geraten schlagartig einfacher, ruhiger und unaufgeregter.

Stadt und Strand

Während der Stadtneurotiker die Frage nach der Begrenztheit des eigenen Seins möglichst ausgrenzen möchte und bei der steten Rückkehr zu dieser existentiellen Frage weiterhin unausweichlich nervös reagiert, fällt seine Reaktion auf diese Frage am Meer bei weitem gelassener aus. Hier verhindert der Ozean, dass er von den wesentlichen Dingen entrückt nachdenkt.

 

Wenn man am Strand liegt, das Rauschen des Meeres hört und den Sand zwischen den Fingern verrinnen lässt, ist auch dieses Symbol der verstreichenden Zeit kein Bote des Endes, sondern ein fühlbares Zeichen der Gegenwart. Man kommt gar nicht auf die Idee, den Moment zwanghaft festhalten zu wollen, sondern lernt wieder, die Augenblicke in ihrer Flüchtigkeit zu genießen.

 

Das Sein wird auf diese Weise weniger als eines zum Tode hin geworfenes aufgefasst – eine solche Philosophie konnte nur in der Abgeschiedenheit des Deutschen Mittelgebirges entstehen – als vielmehr als eines dem Leben zugewandtes. Mit dem Leben, so scheint es am Meer, verhält es sich wie mit den Wellen. Der Philosoph des Moments trauert nicht, dass sie gewesen, sondern freut sich über ihre immer wieder kehrende Existenz.

 

Aus einer Welt kommend, die versucht den Besitz als höchstes Gut zu propagieren, ist es erholsam einen Urlaub in solch einer existentiell anderen Umgebung zu machen. Was gibt es da schöneres, als mit kleinen Kindern Gesichter und Figuren in den Sand zu malen? Man freut sich über die Entstehung und über ihren kurzen Anblick. Gerade da man weiß, dass sie vergehen werden. Eine der Wellen, die neuen Sand an die Küste spülen, wird das Bild behutsam mit sich forttragen.

 

Zufrieden geht man nach Hause. Die Spuren, die man hinterlassen hat, waren für den Moment und für das Meer. Diese bedanken sich und schenken einem die Gewissheit, dass die Existenz wie die Brandung ist. Man kann sie nicht festhalten, aber in vollen Zügen genie-essen.

 

 

 

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Autor: Nikolai Wojtko

Datum: 20. Mai 2011

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