Einfach nur das Beste
Geschmack ist Anregung für die Zunge
Nein, Oscar Wild sah sich selbst als das Gegenteil eines Snobs, er benahm sich gerne wie ein Dandy. Keiner sollte merken, wie viel Arbeit er hatte, sein Leben als leicht darzustellen war Teil seines Genießens. Für Wilde hatte das Beste einen anderen Charakter: es sollte Genuss und Wohlgefallen bereiten und das Lebens lebenswert machen. So war es sicherlich ganz in seinem Sinne, dass er kurz vor seinem Tod völlig Mittellos in einem Pariser Hotel durch den Hotelbesitzer das beste Zimmer zugewiesen bekam. Dazu wurden ihm die besten Gerichte und die besten Weine des Hauses gereicht. Von diesen selbstlosen Gunstbezeugungen leicht verschämt äußerte er sich ganz im Stile des stillen freudigen Genießers, der um sein baldiges Ableben weiß: „Ich sterbe über meine Verhältnisse.“ Und zeigte hiermit, dass er die kulinarischen Zuwendungen sehr wohl zu schätzen wusste.
Purer Genuss
Doch zurück zu der Frage, was wohl das Beste sei. Viele halten den Genuss des Puren für das Beste. Ein Grund, weshalb sich Austern einer solchen Beliebtheit erfreuen. Dabei galten Austern noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Essen für arme Leute und Dienstboten. Was also kann das Beste darstellen? Ein frisches Brot mit gesalzener Butter? Eine sehr aromatische Tomate? Ein Topf Nudeln mit einer speziell zubereiteten Sauce? Oder das spezielle Lieblingsgericht?
Auch wenn die Antworten unterschiedlich ausfallen mögen, eines scheint sicher: das Beste muss nicht kompliziert sein. Es bedarf lediglicher guter Produkte und einer guten Zubereitung. Wenn man dies dann in der erforderlichen Ruhe – gemeint nicht als Abwesenheit von Gesprächspartnern, sondern als zeitlicher Raum, um sich dem Essen mit allen Sinnen zuwenden zu können – genießen kann, zeigt sich was das Beste ist, genussvoller Geschmack als Abwesenheit der anderen täglichen Anforderungen. Oder im Sinne Oscar Wildes formuliert: Das Beste ist stets etwas, das die Zunge belebt, sie anregt und zum Sprechen bringt. Ganz einfach.